30. Juli 2013 – Bei der Vorstellung seiner Bilanz zum Ausbau der Hamburger Kindertagesbetreuung hat Sozialsenator Detlef Scheele heute erklärt, dass das seit Anfang des Jahres geltende „Kita plus“-Programm in den sozialen Brennpunkten für mehr Qualität und mehr Sprachförderung sorge. „Wir unterstützen den Platzausbau in den Ham¬burger Kitas, dafür haben wir mit der Volksinitiative frühkindliche Bildung mit gesorgt. Aber die Qualität der Kindertagesbetreuung – vor allem im Krippenbereich – darf nicht weiter auf die lange Bank geschoben werden“, erklärt dazu Mehmet Yildiz, Sprecher für Kinder, Jugend und Familie der Fraktion DIE LINKE in der Hamburgischen Bürgerschaft. „Aber wenn Bürgermeister und Sozialsenator die Verbesserung der Krippenschlüssel wie angekündigt ‚auf nach 2014‘ verschieben, wird das katastrophale Auswirkungen auf die nachhaltigen Bildungserfolge und die Persönlichkeits¬bildung von vielen Kindern haben.“
Hamburg habe schon jetzt die schlechtesten Betreuungsschlüssel aller westlichen Bun-desländer, rechnet Yildiz vor. Offiziell würden zwar 5,2 Kinder auf eine Erzieherin genannt. In der Drucksache 20/3417 gibt der Hamburger Senat aber Betreuungsschlüssel je nach Gutscheinart von 5,7 bis zu 6,8 Kindern pro Erzieherin an. Und dabei sind die mittelbare pädagogische Arbeit und Ausfallzeiten noch nicht mit einberechnet. „Diese Personalschlüssel genügen nur für die Methode ‚satt und sauber‘ und sind meilenweit von dem entfernt, was Fachleute für angemessen halten. Wenn ich jetzt noch eine Pauschale von rund 25 Prozent für mittelbare pädagogische Arbeit und die Ausfallzeiten hineinrechne, komme ich auf Betreuungsschlüssel von 1:7,6 bis 1:9,1 je nach Gutscheinart“, sagt Yildiz.
Bereits vor einigen Wochen hatte die Bertelsmann-Stiftung die Qualität der Betreuung in den Hamburger Kitas kritisiert und einen Schlüssel von 1:3 als fachlich gerecht angegeben. Die Stiftung kommt für Hamburg auf einen Schlüssel von einer Erzieherin auf 5,2 Kinder. Um Vergleichbarkeit zu erreichen, wurden hierbei aber Zeiten für Leitungen und sonstige Leistungen einbezogen. Für diese Tätigkeiten rechnet die Stiftung zusätzlich mit einem Faktor von 25 Prozent. Die von der Behörde in Drucksache 20/3417 angegebenen Personalschlüssel sind dagegen Bruttoarbeitszeiten ohne Abzug von Ausfallzeiten wie Urlaub, Krankheit oder Fortbildung. Außerdem wird die mittelbare pädagogische Arbeit wie Vor- und Nachbereitungszeiten oder Elterngespräche nicht berücksichtigt.