Sonnige Friedenskundgebung – Dialog statt Aufrüstung und Schwarz-Weiß-Denken

An der Friedenskundgebung am Sonnabend den 27.05. auf der Elbuferpromenade gegenüber der U-Bahn Baumwall nahmen rund 300 Menschen teil, viele weitere Menschen blieben stehen und hörten Redebeiträgen und Musik zu.

Die Bands von Rene Tenenjou, Murat Ince und MC Martin D sorgten mit Musik zwischen Reggae, Rock und Soul mit gesellschaftskritischen und politischen Texten für Unterhaltung. In einem Redebeitrag kritisierte der Bundestagsabgeordnete und Mitglied der Parlamentarischen Versammlung des Europarats, Andrej Hunko, die den Krieg in der Ukraine eskalierende Haltung der Bundesregierung und die dem „Mc Carthyismus“ ähnelnde zunehmende Mentalität der Ausgrenzung gegenüber der Friedensbewegung und nicht dem Mainstream entsprechenden Künstler_innen, wie z.B. Roger Waters. Diese auf Schwarz-Weiß-Denken basierende Haltung nehme bedenkliche Ausmaße an und werde leider auch von Teilen der gesellschaftlichen und parlamentarischen Linken reproduziert. Er forderte ein sofortiges Engagement der Bundesregierung für Verhandlungen anstatt Waffenlieferungen an die Ukraine. Christin Bernhold von Bildung ohne Bundeswehr betonte, dass wir uns im eigenen Land für Frieden einsetzen und dafür letztlich den Kapitalismus und Imperialismus überwinden müssen. Die Kriege würden auf dem Rücken der Bevölkerungen ausgetragen. Der fraktionslose Bürgerschaftsabgeordnete Mehmet Yildiz bekräftigte, dass es letztendlich immer die Arbeiter_innen sind, die in Kriegen sterben, während die Rüstungskonzerne, auch im Hamburger Hafen, mit Milliardengewinnen Profite machen. Metin Kaya von der Linksfraktion in der Hamburgischen Bürgerschaft benannte die Vielzahl der weltweiten Kriege und rief zu einer konsequenten Friedenspolitik auf. Rahime Sürücü von der Weltnatur Bürgerinitiative machte auf den Zusammenhang von Kriegen und Naturzerstörung aufmerksam. Die afghanische Juristin Najia Afshari kritisierte die geostrategische und zerstörerische Vorgehensweise der NATO in Afghanistan und skizzierte die Unterdrückung der Frauen unter den Taliban. Holger Griebner vom Hamburger Forum skizzierte die historische Entwicklung des Ukrainekriegs, unter anderem durch die NATO-Osterweiterung und kritisierte die Spaltungsversuche gegen die Friedensbewegung.

Zwei Tage vor der Veranstaltung hatten zwei ukrainische Nationalist_innen auf Twitter versucht die Kundgebung als Querfrontveranstaltung zu denunzieren. Neben der Haltlosigkeit der Vorwürfe ist besonders paradox, dass gerade Menschen, die auf Twitter direkt mit dem Bandera-Anhänger und ehemaligen ukrainischen Botschafter in Berlin, Andrij Melnyk, verbunden sind, meinen sie wären ein Gradmesser für linke Veranstaltungen. Bandera war ein Kollaborateur mit den Nazis im 3. Reich und ist für Kriegsverbrechen in Polen und der Ukraine bekannt. Er wird in der Ukraine gemäß Staatsdoktrin verehrt. Bedenklich ist, dass ukrainische Nationalist_innen versuchen sich zur Zeit bundesweit in linke Bündnisse einzumischen und mit Beiträgen über Social-Media jede kritische Stimme gegen Waffenlieferungen mit Scheinargumenten und Denunziation bekämpfen.

Murat Ince thematisierte in seinen Liedern unter Anderem den Friedensruf eines Sohnes, der seiner Mutter erklärt, warum er nicht in den Krieg ziehen will und dass sie den kriegstreiberischen Lügen im Fernsehen nicht glauben solle. MC Martin D thematisierte, dass zwar dem Krieg in der Ukraine große Aufmerksamkeit gewidmet werde, jedoch die ethnischen Säuberungen gegen Kurd_innen und Ezid_innen durch die türkische Armee und Islamist_innen in Afrin (Nordsyrien), die auch von der UN dokumentiert sind, kaum benannt würden. Selbst derart unmenschliche Vorgehensweisen würden nicht verhindern, dass weiter deutsche Panzer an die Türkei geliefert werden. Rene Tenenjou rief mit dem Lied „No Woman no cry“ von Bob Marley für die Gleichberechtigung der Frauen auf und thematisierte in weiteren Liedern die Situation in Westafrika.

„Die Kundgebung, die als Fortsetzung der Friedensfrühstücke gedacht war, hat die Teilnehmer_innen sichtbar zu Diskussionen und zum Tanzen angeregt und war bei sonnigem Wetter ein klares Signal für den Frieden. Wir haben auf der Promenade mit einer Mischung aus Politik und Kultur viele Menschen erreicht und werden diesen Sommer noch weitere kleine Feste für den Frieden organisieren“, erklärt Mehmet Yildiz.

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